Wer keinen Segelschein besitzt, kann in Deutschland durchaus selbst in See stechen. Allerdings muss bei der Binnenschifffahrt beachtet werden, dass hier zwingend ein Segelschein erforderlich ist, um die Wasserstraßen nutzen zu dürfen. Welche Möglichkeiten es gibt und wann eine Fahrerlaubnis erforderlich ist, stellen wir im nachfolgenden Artikel genauer vor.
Segeln ohne Segelschein: Führerscheinpflicht in deutschen Gewässern
In Deutschland gelten je nach Region unterschiedliche Richtlinien, wenn es um die Notwendigkeit eines Segelscheins geht. So gilt in den Gewässern Berlins beispielsweise die Führerscheinfplicht ab einer Segelfläche von 3 m², in Sachsen dagegen erst ab 6 m². Am Bodensee kann man sogar bis zu einer Segelfläche von 12 m² ohne Segelschein die Umgebung zu Wasser erkunden. Deshalb ist es wichtig, sich für seine Umgebung erst einmal bei den zuständigen Behörden zu informieren. In Deutschland gibt es zudem unterschiedliche Segelscheine, die sich durch eine theoretische und praktische Ausbildung erwerben lassen. Diese sind unter anderem die folgenden Führerscheine:
- VDWS Grundschein
- DSV Segelgrundschein
- DSV Jüngstensegelschein
- SKS Sportküstenschifferschein
- VDWS Katamaran-Grundschein (auch von Kindern erwerbbar)
Die genannten Segelscheine sind für alle Segler geeignet, welche den Segelsport lediglich als Hobby ansehen – für Wettkämpfe oder die gewerbliche Nutzung gelten andere Richtlinien. Trotz vieler Möglichkeiten, auch ohne Segelführerschein auf dem Wasser unterwegs sein zu dürfen, ist der Erwerb dessen in jedem Fall zu empfehlen. Denn im Rahmen der Ausbildung werden vor allem in der Theorie sehr wichtige Grundkenntnisse vermittelt, die später in verschiedenen Situationen hilfreich sein können.
Weiterhin ist es auch aus versicherungstechnischer Perspektive von Vorteil, wenn man seine Segelkenntnisse durch einen entsprechenden Führerschein belegen kann. Als amtliche Segelscheine gelten „See“- oder „Binnen“-Sportbootführerscheine. Hierbei handelt es sich um amtliche Bootsführerscheine, die als internationale Dokumente anerkannt werden (International Certificate of Competence, kurz genannt ICC).
Was beim Segeln ohne Segelschein verboten ist
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Segelboot eine Leistung von weniger als 15 PS erreicht, ist kein Segelschein zum Führen erforderlich. Ist der Motor dagegen leistungsstärker, spielt es keine Rolle, ob man ihn tatsächlich bis an die Grenzen bringt oder nicht. Dann ist für das Segeln zwingend ein Schein erforderlich, was sowohl an der Küste als auch auf Binnengewässern vorgeschrieben ist. Trotzdem gibt es einige regionale Besonderheiten, die beachtet werden sollten.
In Berlin lassen sich die Gewässer zum Beispiel nur dann befahren, sofern der Führerschein „Binnen“ für Segelboote erworben worden ist. Auf dem Rhein ist dagegen kein Segelschein erforderlich, sofern die Leistung des Boots nicht mehr als 5 PS erreicht – ansonsten ist auch hier ein Binnenführerschein erforderlich.
Mit dem Segelboot unterwegs im Ausland: Wann ist ein Segelschein nötig?
Die in Deutschland geltenden Führerscheinregeln gelten grundsätzlich auch in ausländischen Gewässern. Möchte man dort mit seinem Segelboot losziehen, müssen die oberen ausgezählten Segelscheine erworben sein, sofern es sich um ein Segelboot mit einer höheren Leistung als 15 PS handelt und vor Ort eine Führerscheinpflicht besteht. Eine Ausnahme gibt es: Dänemark ist eines der wenigen Länder, in denen keine Segelscheinpflicht besteht! Dies hat jedoch auch Nachteile, denn es kommt mitunter zu Segelunfällen, welche sich durch vorhandenes Grundwissen hätten verhindern lassen.
Es bleibt somit jedem selbst überlassen, ob er auf das Ablegen einer Prüfung verzichten möchte – im eigenen Interesse und auch der Sicherheit zuliebe ist eine Ausbildung jedoch unbedingt zu empfehlen. Es erleichtert zudem vieles, wenn man sich vor einer Reise ins Ausland genau darüber informiert, welche Segelscheine dort erforderlich sind.
Wann und für wen ein Schein nötig ist
Das Ablegen einer Segelscheinprüfung bleibt jedem, der sich für den Segelsport interessiert, selbst überlassen. Prinzipiell ist es hilfreich, sich im Vorfeld selbst genauer damit auseinanderzusetzen, ob eine Ausbildung für einen Sinn macht oder nicht. Möchte man zum Beispiel ein Hausboot führen, ist dafür kein Segelschein vorgeschrieben, da es viele Boote gibt, die auch ohne Führerschein gefahren werden dürfen. Allerdings gibt es umgekehrt auch wieder einige Boote, bei denen der Eigentümer zumindest einen PKW-Führerschein besitzen muss. Dazu kommt, dass die Auswahl an Seegelbooten, für die kein Segelschein benötigt wird, sich stark in Grenzen hält. Es kann sich also rentieren, den SBF Binnen-Segelschein zu erwerben.
Für das Segeln in Nord- und Ostsee benötigt der Bootseigentümer in jedem Fall den Segelschein SBF See, häufig ist auch das Erwerben des Küstenfunkscheins LRC bzw. SRC von Vorteil, weil sich viele Yachten, die über fortschrittliche GMDSS-Funkgeräte verfügen, ohne den Schein nicht angemietet werden dürfen. Möchte man mit dem Segelboot das Mittelmeer erkunden, ist ebenfalls der SBF See nötig – hierfür empfiehlt sich das Ablegen des Sportküstenschifferscheins. Bei diesem werden wichtige Grundkenntnisse vermittelt, die unter anderem verschiedene Wetterlagen, das Segeln auf größeren Gewässern und andere Themen behandeln.
Das Erwerben eines Segelscheins kann des Weiteren auch für Angler von Interesse sein. Möchte man sich auf Binnenschifffahrtswegen bewegen, dann ist der Sportbootführerschein SBF Binnen hilfreich. Allgemein ist das Führen eines Segelboots mit festem Rumpf genauso möglich wie auch das Führen von einfachen Schlauchbooten. Angler, die auch auf Flüssen, im Ausland oder in der Nord- und Ostsee segeln möchten, benötigen den Segelschein SBF Binnen sowie den SBF See. Sinnvoll ist hier ebenso das Küstenfunkzeugnis, da ansonsten ausschließlich Motoryachten ohne Funkanlage gebucht werden dürfen.
Zum uneingeschränkten Segeln auf allen Gewässern, sind spezielle Voraussetzungen erforderlich. Diese lassen sich durch mehrere Sportbootführerscheine erwerben. Ein Sportküstenschifferschein vermittelt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis die wichtigsten Basiskenntnisse für Laien. Wer über entsprechende Führerscheinen verfügt, kann also auch in Südamerika, der Karibik, dem Mittelmeer und ebenso in allen anderen Gewässern der Welt nach Herzenslust segeln.
Fazit: Der Segelsport ist vielseitig – birgt aber auch Risiken
Ohne Zweifel ist der Segelsport eine wunderbare Freizeitbeschäftigung sowie eine tolle Möglichkeit, seinen Urlaub zu Wasser zu verbringen. Dennoch gibt es gerade in größeren Gewässern und im offenen Meer einige Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten. Allein schon deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man ohne Segelschein starten möchte. Mit dem nötigen Fachwissen und viel Erfahrung ist dies sicherlich kein Problem, für Laien sind jedoch viele Grundkenntnisse zum Thema Navigation, Wetter und weiteren besonderen Situationen ein klarer Vorteil, der auch der eigenen Sicherheit zugute kommt.