Kurzzusammenfassung
- Der afrikanische Kontinent zerbricht entlang des Ostafrikanischen Grabens, einem aktiven tektonischen Risssystem, das sich über mehr als 6.000 Kilometer von Äthiopien bis Mosambik erstreckt.
- In Ländern wie Kenia oder Äthiopien sind bereits sichtbare Erdspalten, neu entstehende Seen und zunehmende vulkanische Aktivität direkte Folgen der Kontinentalbewegung.
- Wissenschaftler rechnen damit, dass sich in rund 5 bis 10 Millionen Jahren ein neuer Ozean zwischen Ostafrika und dem Rest des Kontinents bilden wird – mit weitreichenden Auswirkungen auf Klima, Ökosysteme und geopolitische Grenzen.
Was steckt geologisch hinter dem Auseinanderbrechen Afrikas?
Der Kontinent Afrika ist in Bewegung – und das im ganz wörtlichen Sinne. Im Osten des Kontinents verläuft der sogenannte Ostafrikanische Grabenbruch, auch Great Rift Valley genannt. Hier treffen drei tektonische Platten aufeinander: die Afrikanische Platte, die Somalische Platte und die Arabische Platte. Diese Platten bewegen sich langsam aber kontinuierlich auseinander – etwa 2 bis 5 Zentimeter pro Jahr.
Das klingt wenig, ist aber geologisch hochrelevant. Denn genau dort, wo sich die Erdkruste auseinanderzieht, entstehen Risse, Erdspalten, und im Lauf von Millionen Jahren möglicherweise neue Kontinente und Ozeane. Das ist kein neues Phänomen: Auch der Atlantik entstand auf diese Weise – durch das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea.
Besonders aktiv ist aktuell die Grenze zwischen der Afrikanischen und der Somalischen Platte. Forscher gehen davon aus, dass sich dieser Prozess fortsetzt, bis sich ein Teil Ostafrikas vom restlichen Kontinent löst. Diese neue Landmasse könnte am Ende ein eigener Kontinent werden – mit einem neuen Ozean, der sich durch den heutigen Graben zieht.
Für euch bedeutet das: Afrika verändert sich – nicht in Jahrhunderten, sondern über geologische Zeiträume hinweg. Doch die Prozesse, die zur Trennung führen, sind bereits heute mess- und sichtbar. Und sie beeinflussen bereits jetzt das Leben vor Ort.
Welche sichtbaren Anzeichen gibt es bereits?
Dass Afrika aufbricht, ist nicht nur eine Theorie – ihr könnt es heute schon mit eigenen Augen sehen. Der Ostafrikanische Graben hat an vielen Stellen der Landschaft deutliche Spuren hinterlassen, die zeigen, wie gewaltig die geologischen Kräfte wirken.
In Kenia etwa öffnete sich im Jahr 2018 ein mehrere Kilometer langer Riss in der Erde – innerhalb weniger Tage. Solche Erdspalten entstehen, wenn die Spannung zwischen den Platten zu groß wird und sich plötzlich entlädt. Auch in Äthiopien, Tansania und Uganda zeigen sich diese Veränderungen in Form von aktiven Vulkanen, heißen Quellen und aufreißenden Sedimentstrukturen.
Ein weiteres deutliches Zeichen: In Äthiopien bildet sich gerade ein neuer Ozeanboden – in einem Teil des Afar-Dreiecks hat sich die Erdkruste bereits so weit geöffnet, dass Magma an die Oberfläche tritt und abkühlt, wie es normalerweise nur unter dem Meer geschieht.
Auch neue Seen entstehen – der bekannte Lake Turkana in Kenia ist ein Beispiel für ein tektonisch entstandenes Gewässer. Er füllt eine Senke im Grabenbruch, genau dort, wo die Erdplatten auseinanderdriften. Diese Seen verändern nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch lokale Klimazonen und Lebensräume für Menschen und Tiere.
Die Region ist außerdem stark vulkanisch aktiv: Vulkane wie der Mount Nyiragongo oder der Erta Ale gehören zu den aktivsten der Welt. Ihr Ausbruch beeinflusst nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch die Luftqualität über weite Entfernungen hinweg.
Kurz gesagt: Die Landschaften Ostafrikas sind ein offenes Buch für jeden, der die Zeichen der Plattentektonik lesen will.
Was bedeutet der Erdteilriss langfristig für Afrika?
Wenn sich der geologische Trend fortsetzt – und alles spricht dafür – wird sich der afrikanische Kontinent in etwa 5 bis 10 Millionen Jahren in zwei Teile spalten. Der Riss verläuft von Eritrea über Äthiopien, Kenia, Tansania und Mosambik und könnte dazu führen, dass sich Ostafrika abspaltet und ein eigenständiger Kontinent wird.
Zwischen den beiden Landmassen würde sich dann ein neuer Ozean bilden, vergleichbar mit dem Roten Meer – nur viel größer. Diese neue Meeresverbindung hätte gravierende Auswirkungen auf das globale Klima, Meeresströmungen und den Handel. Neue Küstenlinien würden entstehen, Gebiete im Landesinneren könnten plötzlich Meereszugang haben, während andere Regionen überschwemmt werden könnten.
Auch die Biodiversität würde sich massiv verändern. Neue Meere bedeuten neue Lebensräume – sowohl an Land als auch im Wasser. Gleichzeitig könnten bekannte Ökosysteme verloren gehen oder stark umgestaltet werden.
Politisch und wirtschaftlich wirft dieser Wandel ebenfalls Fragen auf. Neue Grenzen, neue Zugänge zu Rohstoffen wie Erdöl oder seltene Erden, neue Infrastruktur: Der Erdteilriss hat das Potenzial, Afrika geopolitisch neu zu definieren – auch wenn das auf einem Zeitrahmen passiert, den wir heute kaum direkt erleben werden.
Für euch heute schon relevant: Diese Prozesse beeinflussen bereits Wasserverfügbarkeit, landwirtschaftliche Nutzbarkeit und Siedlungsstrukturen. Und auch Tourismus, Infrastruktur und Erdbebensicherheit müssen immer stärker mitgedacht werden – besonders in stark wachsenden Metropolregionen wie Addis Abeba oder Nairobi.
FAQs
Wie schnell bewegt sich der afrikanische Kontinent auseinander?
Etwa 2 bis 5 Zentimeter pro Jahr – das entspricht dem Tempo, mit dem Fingernägel wachsen.
Wann wird Ostafrika tatsächlich ein neuer Kontinent?
Voraussichtlich in 5 bis 10 Millionen Jahren – geologisch gesehen also bald, für den Menschen aber noch weit entfernt.
Was sind die sichtbarsten Zeichen des Erdteilrisses?
Tiefe Erdspalten, aktive Vulkane, heiße Quellen und neu entstehende Seen in Ostafrika.
Ist der Prozess gefährlich für Menschen vor Ort?
Ja, es gibt Erdbeben, Vulkanausbrüche und Veränderungen in der Wasserversorgung, die das Leben in betroffenen Regionen herausfordern.
Was passiert mit den heutigen Staaten, wenn sich der Kontinent spaltet?
Grenzen könnten sich verändern, neue wirtschaftliche Zonen entstehen – langfristig müssten sich Infrastruktur, Handel und politische Strukturen anpassen.